Kaizen oder Kleine Schritte auf dem Weg in ein besseres Leben

Kaizen kann helfen, mit kleinen Schritten dein Leben nachhaltig zu verbessern: Suche dir aus deinen unterschiedlichen Lebensbereichen mindestens einmal pro Woche eine kleine Sache, die du verbessern kannst, und du wirst nach einem Jahr einen gewaltigen Unterschied sehen.

Kaizen oder Kleine Schritte auf dem Weg in ein besseres Leben
Photo by Christopher Sardegna / Unsplash

#Selbstmanagement #PersönlichesChangemanagement #Change #Kaizen #KVP #Mindset #Veränderung #Qualitätsmanagement #QM

In einer Espressolänge:

Die Philosophie Kaizen kann helfen, mit kleinen Schritten dein Leben nachhaltig zu verbessern: Suche dir aus deinen unterschiedlichen Lebensbereichen mindestens einmal pro Woche eine kleine Sache, die du verbessern kannst, und du wirst nach einem Jahr einen gewaltigen Unterschied sehen.

Gescheiterte Vorsätze fürs neue Jahr

Veränderungen sind hart. Manchmal passieren sie gegen unseren Willen; manchmal wollen wir etwas verändern, aber auch das kostet viel Kraft. Mehr Bewegung, weniger Prokrastination, anfangen zu meditieren, gesünder ernähren, usw. In solchen Momenten, in denen diese Einsichten kommen, wollen wir – gut motiviert – oft alles und sofort anpacken. Neujahrsvorsätze sind dafür ein schönes Beispiel.

Angenommen, wir haben uns zu Silvester vorgenommen, das neue Jahr mit Joggen zu beginnen. Meiner Erfahrung nach gibt es in dieser Hinsicht zwei Typen von Menschen. Der erste Typ plant: „Was brauche ich dafür? Schuhe, Sportsachen, Musik. Die muss ich erstmal besorgen. Ich muss den Wecker eher stellen und danach noch Zeit für Duschen einplanen, also eher ins Bett gehen. Ich brauche auch noch eine Route.“ usw.

Dann gibt es noch diejenigen, die einfach losrennen, ohne sich große Gedanken zu machen. Im ungünstigsten Fall kommt Typ 1 nie los, weil immer noch etwas zu bedanken und zu planen ist, und Typ 2 ist nach den ersten zehn Minuten vollkommen am Ende, hat sich etwas gezerrt, humpelt keuchend nach Hause und bricht das Ganze für immer ab.

Okay, ich übertreibe ein wenig. Vielleicht sehen sich manche aber auch selbst ein klein wenig in diesen Typen. Mein erster Rat in einer derartigen Situation wäre immer: Finde einen Mittelweg und bereite dich vor, aber laufe auch irgendwann los. Heute gehe ich noch ein wenig weiter.

Denn heute geht es nicht darum, wie man gute neue Gewohnheiten aufbaut (das kommt sicherlich bald auch), sondern darum, wie man generell Veränderungen angehen kann. Quasi ein übergeordnetes Thema. Und vielleicht werden damit Neujahrsvorsätze gänzlich überflüssig. Jetzt geht es vielmehr darum, wie man im Leben, wie beim Jogging, das richtige Tempo findet, das einen ins Ziel bringt, ohne vorher entkräftet abzubrechen. Eine Methode und gleichsam eine Denkweise möchte ich deswegen kurz vorstellen:

Kaizen

Kaizen (mit stimmhaftem S gesprochen, jap. 改善 oder カイゼン) ist eine japanische Philosophie sowie eine damit verbundene Methode. Dahinter steckt der grundlegende Gedanke, Stück für Stück besser werden zu wollen. In der westlichen Welt gibt es mit dem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) etwas davon Abgeleitetes.

Was auch immer du tust, du kannst es ein klein wenig besser machen.

Veränderungen brauchen eine bestimmte Energie, um sie anzugehen. Im Fall der planenden Person oben war die benötigte Energie zu groß, weil das Projekt Jogging auf einmal zu einer Riesensache wurde. Manchmal freuen wir uns und diese Vorfreude verleiht uns Energie, die aber oft nicht dauerhaft da ist. Kaizen zielt darauf ab, viel häufiger kleine Schritte zu machen. Angenommen wir würden jeden Tag eine kleine Sache in unserem Leben zum Besseren verändern, nur etwas Kleines, dann hätten wir in einem Jahr bereits 365 Verbesserungen erreicht.

Ein japanischer Konzern hat dieses Prinzip fest bei sich verankert: jede Woche berichten die Mitarbeitenden, welche kleinen Verbesserungen sie vorgenommen haben oder in der kommenden Woche vornehmen wollen.

Dabei gibt es nur drei Bestandteile:

  1. etwas suchen, das man merklich verbessern kann: Um ein Ergebnis zu sehen, muss man ein klares Vorher-/Nachher-Bild haben. Was kann ich verbessern? Wie sieht es dann aus?
  2. den Platz im übergeordneten System bestimmen: Kann ich vielleicht die Zusammenarbeit mit den Kollegen verbessern? Kann ich selbst produktiver werden und dadurch meine Ziele schneller erreichen? Macht es das Ganze besser?
  3. nicht werten: es ausprobieren und schauen, ob es funktioniert. Das allein ist der Erfolg. Wenn es zu einer Verbesserung führt, hat man das ganze System ein Stück besser gemacht. Wenn es zu keiner Verbesserung führt, hat man es zumindest versucht und weiß nun, dass dieser Weg nicht funktioniert.

Das müssen (und sollen auch) keine großen Veränderungen sein. Es kann der Papierkorb sein, der einen Deckel bekommt, um so das Ambiente zu verbessern. Oder die Organisation um die Kaffeemaschine, um schneller an Kaffee zu kommen.

Es gibt kein „zu klein“. Wichtig ist vielmehr der Gedanke dahinter: Was stört mich? Was könnte besser funktionieren?

Selbstverständlich startet man bei sich selbst. Sind es Ideen, die das Team oder die Organisation verbessern, schlägt man diese vor. Es sollten dann natürlich Ideen sein, die alle als eine Verbesserung sehen (siehe Punkt 2). Und so hat man am Ende eine Win-Win-Situation. Man kann Kaizen deswegen auch gut als Instrument des Qualitätsmanagements betrachten.

Das Ganze könnte man jetzt noch analytischer angehen und mit konkreten Handlungsanweisungen versehen:

  1. Problem identifizieren,
  2. Problem analysieren,
  3. Optimale Lösung entwickeln,
  4. Lösung umsetzen,
  5. Ergebnis untersuchen,
  6. Lösung standardisieren.

Das entspricht dem Demingkreis (Planen – Umsetzen – Überprüfen – Handeln) der Qualitätssicherung.

Kleine Schritte

Ich möchte noch einmal betonen, dass es eher um kleine und regelmäßige Anpassungen geht als um große, perfekte Änderungen. Wenn man in kleinen Schritten geht, bringt das mehrere Vorteile mit sich. Kleine Schritte geben uns die Möglichkeit, nach jedem Schritt innezuhalten und zu schauen, ob die Richtung noch stimmt. Und wenn wir zurückblicken, ist es befriedigend zu sehen, dass sich etwas bewegt, wenn auch nur minimal – und das motiviert weiter. Und anders als beim Sprint geht einem die Puste nicht so schnell aus. Wir bekommen die Möglichkeit, unsere Veränderungen gleich im Alltag einsetzen zu können und sofort deren Auswirkungen zu sehen; und oft erfordert es nur einen kleinen Beitrag von uns.

Mit ein paar Schritten kann man immer anfangen. Ehe man sich versieht, hat man 10 000 davon zusammen. Und das, ohne sich komplett zu verausgaben.

Starte, wo du gerade bist!

Wir alle sind in der Lage, jetzt eine Kleinigkeit anzugehen, die unser Leben verbessert. Nimm dir doch gleich etwas zu schreiben und halte in zwei Minuten ein paar Ideen fest, die dir einfallen.

Fazit

Man kann Kaizen für sich persönlich zu Hause oder im Arbeitsalltag einsetzen; für Teams oder ganze Organisationen ist es ebenfalls gut anwendbar. Mit einer inneren Haltung, dass immer etwas verbessert werden kann und dass kleine Schritte auch zum Ziel führen, lebt es sich zudem leichter in einer Welt, die sich sehr schnell verändert.

Kaizen hat einen Vorteil, den ich in den letzten Jahren sehr zu schätzen gelernt habe: Da es sich um Mini-Projekte handelt, erhält man sehr schnell ein Feedback, ob etwas funktioniert oder nicht. Funktioniert mal etwas nicht, hat man nicht zu viel Aufwand reingesteckt.

Und wer sich vorgenommen hatte zu joggen, sollte sich das von mir nicht ausreden lassen. Starte klein und schätze es wert, dass du in der gewünschten Richtung unterwegs bist.

Dreh dich hin und wieder um und schau zurück! Kannst du die Schritte sehen, die du bereits gemacht hast?

Und welche kleine Verbesserung gehst du jetzt an?

Mein Tipp: Konntest du aus diesem Beitrag etwas mitnehmen, dann schreibe dir 1–3 Sätze dazu auf.